Um die schnelle Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurden in ganz Deutschland Schulen und Kitas über einen längeren Zeitraum geschlossen. Das stellt das Bildungssystem und die Schulen vor große Herausforderungen. Bildungsexperte Andreas Schleicher fordert jetzt eine Digitalisierung des Schulunterrichts, sodass Schüler auch von zuhause aus lernen können. Um dies umzusetzen, stehen verschiedene digitale Anwendungen zu Verfügung, mit denen die Kinder an Online- Unterrichtsstunden teilnehmen und sich Übungsaufgaben herunterladen können. Doch Deutschlands Schulen sind in den meisten Fällen noch nicht auf diese Art des Unterrichtens ausgelegt und nur begrenzt gerüstet.
Digitale Tools
Das Internet bietet eine ganze Reihe an Möglichkeiten, wie Schulunterricht und Lehrinhalte auch außerhalb des Klassenzimmers ermöglicht und vermittelt werden können. Die wohl umfassendsten Anwendungen sind Online-Plattformen und Cloud-Dienste, über die Unterrichtsstunden in Form von Online-Webinars angeboten werden können. Zusätzlich kann hier ein Austausch von Daten per Up- und Download stattfinden und so Aufgabenstellungen zwischen Lehrern und Schülern kommuniziert werden. Städtische Server können die Schulen vor Ort zusätzlich unterstützen und zumindest lokalen Bildungseinrichtungen im Datentransfer behilflich sein. Auch Anwendungen, auf die vom Smartphone aus zugegriffen werden kann, stehen zur Digitalisierung des Schulunterrichts zu Verfügung. Mobile Apps und Kommunikation über Social-Media-Portale wie Instagram oder Facebook-Gruppen sind vorstellbar und werden teilweise auch schon eingesetzt. Aber auch, wenn all diese Tools theoretisch zur Verfügung stehen könnten, präsentiert die Praxis ein anderes Bild.
Problemstellungen
Das Hauptproblem ist die mangelnde Vorbereitung und Ausrüstung der Schulen auf einen plötzlichen Umstieg zum digitalisierten Unterricht. Plattformen und Cloud-Dienste, wenn überhaupt vorhanden, sind meist nicht auf den Massenandrang in der derzeitigen Situation ausgerichtet. Die Netze sind überlastet, es kommt entweder zu sehr langen Up- und Downloadzeiten oder gar zum Zusammenbrechen des ganzen Systems. Zusätzlich sorgen technische Mängel oder veraltete Hard- und Software dafür, dass improvisierte Plattformen online gehen und benutzt werden müssen. Diese genügen allerdings längst noch nicht allen Ansprüchen an einen gut strukturierten und geregelten Online-Unterricht. Auch konservative Lehrer, die den innovativen Lernansätzen sehr skeptisch gegenüberstehen und sich gegen diese wehren, tragen nicht zur Besserung der Situation bei.
Grundsätzlich müssten ausgebaute Cloud-Dienste und übergreifende Plattformen konstruiert werden, sodass große Datentransfers und Online-Unterrichtsstunden unter einfachem Zugriff und gut strukturiert ermöglicht werden. Auch müssten Schulen, die bis jetzt noch keine Berührungspunkte mit diesen digitalen Tools hatten, eine schnelle Anleitung und Vorbereitung mitgegeben werden. Fehlende digitale Konzepte und Grundwissen müssten so schnell wie möglich vermittelt werden. Mithilfe der Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) werden immerhin schon mehrere Pilotprojekte in verschiedenen Bundesländern umgesetzt. Der herkömmliche Unterricht kann damit zwar nicht ersetzt werden, dennoch soll die moderne Lernplattform dabei helfen, den Lern- und Lehrbetrieb weiterhin aufrecht zu erhalten.