TikTok hat sich mittlerweile fest in den Alltag vieler Menschen integriert. Mit Millionen von täglichen Nutzer:innen und einem schier unendlichen Strom an Kurzvideos hat sich TikTok als eines der wichtigsten Marketing-Tools etabliert. Doch mit dieser neuen Form der Kommunikation kommen auch Herausforderungen, insbesondere im Bereich des Storytellings. Traditionelle Erzählmuster wie die sogenannte Heldenreise, die in Filmen und Büchern großartig funktionieren, stoßen auf Plattformen bei Kurzvideo-Marketing wie TikTok an ihre Grenzen. Hier kommt das 3-Akt-Prinzip ins Spiel – eine kompakte Erzählstruktur, die besser an die Bedürfnisse von Kurzvideos angepasst ist.
Die Grenzen der Heldenreise im Kurzvideo-Marketing
Die Heldenreise ist ein bewährtes Konzept, das in unzähligen Geschichten verwendet wird, um komplexe Charakterentwicklungen und epische Abenteuer zu erzählen. In dieser Struktur begibt sich ein Held auf eine Reise, meistert Herausforderungen und kehrt am Ende verändert zurück. Dieses Modell funktioniert hervorragend in Filmen und Literatur, wo ausreichend Zeit und Raum für die Entwicklung von Charakteren und Handlungssträngen vorhanden ist.
Doch genau hier liegt das Problem im Kontext von Kurzvideos wie auf TikTok. Die Heldenreise erfordert Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten – Zeit, die auf Plattformen, die von 15-Sekunden-Clips dominiert werden, schlichtweg nicht vorhanden ist. In der kurzen Dauer eines TikTok-Videos kann keine tiefgründige Erzählung aufgebaut werden, die den Zuschauer:innen emotional bindet und gleichzeitig eine komplexe Botschaft transportiert. Dies führt oft zu verwirrenden oder unvollständigen Geschichten, die das Publikum nicht erreichen.
Das 3-Akt-Prinzip: Eine effektive Alternative
Das 3-Akt-Prinzip bietet hier eine effektive Lösung. Es ist ein vereinfachtes Storytelling-Modell, das sich besonders gut für kurze Erzählformate und Kurzvideo-Marketing eignet. Es besteht aus drei klaren Akten:
Akt 1: Ausgangssituation: Hier wird das Problem oder der Konflikt eingeführt. Dieser erste Akt muss sofort die Aufmerksamkeit des Publikums fesseln, um das Interesse zu wecken.
Ein junger Berufstätiger sitzt gestresst an seinem Schreibtisch und scrollt durch verschiedene Reiseangebote auf seinem Laptop. Er sieht eine Vielzahl von Optionen, ist jedoch völlig überfordert von der Menge an Angeboten und kann sich nicht entscheiden, wohin er als nächstes reisen soll.
Akt 2: Konfrontation: Das Problem wird detaillierter dargestellt und die Spannung steigt. In diesem Teil erkennt der Zuschauende die Herausforderungen oder Bedürfnisse, die gelöst werden müssen.
Die Kamera zoomt auf seinen frustrierten Ausdruck, während er durch endlose Listen und Websites scrollt. Nichts scheint ihn wirklich anzusprechen und er beginnt, die Idee einer Reise ganz aufzugeben. In diesem Moment wird er auf eine einfache Frage aufmerksam: „Wo möchtest du wirklich hin?“ Ein Pop-up-Fenster mit dem Logo des Reiseportals erscheint und bietet ihm eine sofortige Lösung an.
Akt 3: Auflösung: Die Lösung des Problems wird präsentiert, oft verbunden mit einem Call-to-Action, der das Publikum zu einer konkreten Handlung auffordert – sei es ein Kauf, das Folgen eines Kanals oder die Teilnahme an einer Challenge.
Der junge Mann klickt auf das Pop-up und wird direkt zu einer übersichtlichen, personalisierten Seite des Reiseportals weitergeleitet, die ihm genau die Reiseoptionen anzeigt, die zu seinen Vorlieben passen. Er bucht mit einem Lächeln im Gesicht seine nächste Traumreise. Der Spot endet mit einem Call-to-Action, der die Zuschauenden ermutigt, „ihre nächste Reise stressfrei zu planen“ – natürlich mit Hilfe des beworbenen Portals.
Durch diese kompakte Struktur können Marken ihre Botschaften klar und prägnant vermitteln, ohne die Zuschauer:innen zu überfordern. Die Klarheit und Einfachheit des 3-Akt-Prinzips machen es ideal für die schnelle und oft flüchtige Aufmerksamkeitsspanne des TikTok-Publikums.
Beim Vergleich der beiden Storytelling-Modelle wird schnell deutlich, dass das 3-Akt-Prinzip besser an die Bedingungen von Kurzvideos angepasst ist. Während die Heldenreise eine tiefe und umfassende Geschichte erfordert, die oft zu komplex für TikTok ist, bietet das 3-Akt-Prinzip eine klar strukturierte, aber dennoch wirkungsvolle Erzählweise, die in kürzester Zeit vermittelt werden kann.
Wie Unternehmen das 3-Akt-Prinzip für ihre Markenbotschaft nutzen können
Das 3-Akt-Prinzip bietet Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, ihre Markenbotschaften effektiv und klar zu kommunizieren.
Markenwerte im Fokus: Das 3-Akt-Prinzip ermöglicht es, die Kernbotschaften und Werte einer Marke direkt in die Geschichte zu integrieren. Der erste Akt könnte beispielsweise ein häufiges Problem oder Bedürfnis der Zielgruppe ansprechen, das im zweiten Akt näher erläutert wird. Im dritten Akt wird die Marke als Lösung präsentiert, was die Markenidentität stärkt und die Verbindung zur Zielgruppe vertieft.
Beispielhafte Szenarien: Unternehmen können typische Herausforderungen ihrer Zielgruppe in ihren Videos darstellen und im dritten Akt ihre Produkte oder Dienstleistungen als die perfekte Lösung präsentieren. Dies sorgt nicht nur für ein besseres Verständnis der Marke, sondern auch für eine stärkere Identifikation der Zielgruppe mit der Marke.
Engagement fördern: Ein klarer Call-to-Action im dritten Akt kann das Publikum dazu motivieren, aktiv zu werden, sei es durch den Kauf eines Produkts, das Folgen des Kanals oder die Teilnahme an einer Marken-Challenge. Dies erhöht nicht nur die Interaktionsrate, sondern stärkt auch die Beziehung zur Zielgruppe.
Diese Herangehensweise an Storytelling im Kurzvideo-Marketing ist nicht nur ein Trend, sondern eine notwendige Anpassung an die sich ständig wandelnden Anforderungen des digitalen Marketings. Es bietet eine klare, einfache Struktur, die sich hervorragend eignet, um Markenbotschaften prägnant und effektiv zu vermitteln. Das ist vor allem wichtig, da die Aufmerksamkeitsspanne der Zielgruppen tendenziell immer kürzer wird. Mithilfe von gutem Storytelling können sie diese trotzdem erreichen und begeistern, ohne sie zu überfordern und so ihre Markenbotschaft erfolgreich zu kommunizieren.