„Wofür sollen wir lernen, wenn es für uns gar keine Zukunft mehr gibt?“
Der Klimawandel ist längst keine Metapher mehr für ein abstraktes Phänomen, das irgendwann in der Zukunft stattfindet. Das Klima wandelt sich bereits heute in einem enormen Ausmaß und verursacht dabei irreversible Umweltschäden. Jeden Freitag gehen daher Schüler aller Altersklassen auf die Straße und protestieren für mehr Umweltgerechtigkeit. Nachdem es in vergangenen Wochen im Schatten der Corona-Krise still um die Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ geworden war, setzten die Aktivisten Ende April erneut ein deutliches Zeichen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Die Anfänge der „Fridays for Future“-Bewegung
Alles begann im August 2018, als die damals 15-jährige Greta Thunberg vor dem Schwedischen Parlament den ersten öffentlichen Schulstreik für das Klima austrug. Sie protestierte für die Einhaltung der im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziele zum Klimaschutz. Im Dezember wurde sie als jüngste Rednerin zur UN-Klimakonferenz nach Kattowitz eingeladen. Ihre Rede, in der sie für mehr Gerechtigkeit in der Klimafrage plädierte, wurde in den sozialen Medien anschließend hundertfach geteilt. Bald darauf begann sich das, was in Schweden mit einem einzelnen Schulstreik begonnen hatte, zu einer globalen Protestbewegung zu entwickeln. Heute agiert diese weltweit unter dem Namen: Fridays for Future.
Von den Straßen Deutschlands ins WWW
Am 24. April sollte es wieder so weit sein: Der nächste globale Klimastreik stand in den Startlöchern. Doch aufgrund der Corona-Beschränkungen dürfen die „Fridays for Future“-Aktivisten derzeit nicht auf die Straße. Abgeblasen haben sie den Streik deshalb aber nicht – ganz im Gegenteil. Sie haben die Pandemie als Anlass genommen, sich als Teil der Digital Natives digital miteinander zu vernetzen und ihre Anhänger zum ersten globalen digitalen Klimastreik aufzurufen.
Nach Ansicht der Mitgründerin Carla Reemtsma müsse die Bewegung in der Corona-Krise wieder kreativer werden und sich neue Protestformen ausdenken, um die Aufmerksamkeit wieder aufs Klima zu lenken. Deshalb wurde hierzulande um 12 Uhr die erste mehrstündige Online-Klimademonstration bei YouTube gestartet. Bei dieser wurden nach und nach Redner aus Politik, Wissenschaft und Kultur zugeschaltet, um über Umweltpolitik und Klimaschutz zu reden. Darunter waren u. a. Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen, die Sänger Bosse und Clueso und Poetry-Slammerin Paulina Behrendt.
#FighteveryCrisis
Gleichzeitig wurde unter dem Motto „Fight every Crisis“ eine Kunstaktion vor dem Bundestag gestartet, um die Bundesregierung darauf aufmerksam zu machen, dass die Klima-Krise trotz der andauernden Corona-Pandemie nicht in Vergessenheit geraten dürfe.
#NetzstreikfürsKlima
Ergänzend hierzu waren die „Fridays for Future“-Aktivisten dazu aufgefordert, Plakate, Banner und Schilder zu basteln und diese entweder in Fenstern, an Briefkästen oder am Arbeitsplatz zu platzieren und anschließend abzufotografieren. Unter dem Hashtag #NetzstreikfürsKlima wurden die Foto- und Videobeiträge dann auf bekannten Social-Media-Plattformen geteilt. Neben Deutschland gab es laut der „Fridays for Future“-Bewegung in mehr als 100 weiteren Ländern Online-Aktionen zum Klimaschutz.
Mit 87.000 Streikenden, über insgesamt 230.000 Livestream-Zuschauern, 40.000 Tweets und 15.000 Demoschildern haben die Aktivisten gezeigt: Auch zwischen Pandemie, Arbeit und Alltagsstress muss Zeit gefunden werden, um die Weichen für eine gerechte, ökologische Gesellschaft zu stellen. Digitale Plattformen wie Instagram, Facebook, Twitter und Co. nehmen folglich nicht nur im alltäglichen Leben einen immer höheren Stellenwert ein – sie werden auch zu einem immer wichtigeren Kommunikationswerkzeug für umweltpolitische Fragen und gesellschaftliche Diskurse.