„Warte bitte, ich muss nur einmal kurz antworten!“ – Und schon sitzt man etwas hilflos da, schaut im Raum herum, beobachtet sein Umfeld und wartet darauf, bis sein Gegenüber einem wieder seine Aufmerksamkeit schenkt. Diese unangenehme Situation, die wohl jeder kennt, nennt sich Phubbing. Der Begriff ist eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen „phone“ und „snubbing“ und beschreibt den Moment, in dem man jemanden durch das Smartphone vor den Kopf stößt: Das Smartphone wird dem persönlichen Gespräch vorgezogen und gewinnt die Aufmerksamkeit des sogenannten „Phubbers“.
Phubbing passiert schneller als man denkt
In der schnelllebigen Zeit des 21. Jahrhunderts ist das Smartphone der ständige Begleiter – und mit ihm die häufigen Ablenkungen. Meetings, Zeit mit Freunden und Familie stellen hier auch keine Ausnahme dar. Dabei identifizieren sich die meisten vermutlich eher mit der Rolle des gephubbten als mit dem Phubber selbst – dennoch kann es schnell passieren, falsche Signale zu senden. Schon allein das Handy offen auf dem Tisch liegen zu lassen, kann dem Gegenüber signalisieren: „Ich höre dir nur so halb zu“. Das wirkt sich auf die Qualität des Dialoges und auf die Beziehung zum Gesprächspartner aus. Und auch der kurze Griff zum Handy gilt als unfreundlich, ist aber oftmals gesellschaftlich akzeptiert.
Wir suchen online, was wir offline nicht finden können
Zudem lässt sich beim Thema Phubbing ein Kreislauf erkennen: Menschen, die von anderen gephubbt werden, greifen selbst schneller zum Smartphone und suchen dort Aufmerksamkeit, Likes und Anerkennung, die sie in der realen Welt nicht bekommen. Das haben Wissenschaftler der Baylor University herausgefunden. Mehr als ein Drittel der Befragten gaben dabei an, lieber mit neuen Leuten auf Social Media zu interagieren, wenn sie schlechte Erfahrungen mit Real-Life-Konversationen gemacht haben. So wird online das gesucht, was offline immer schwieriger zu finden ist: Aufmerksamkeit, Anerkennung und Freundschaft.
Freundschaften aus dem realen Leben sind jedoch nicht mit der digitalen Welt zu vergleichen: Die physikalische Nähe, ein Lächeln oder eine Umarmung können soziale Medien nicht ersetzen. Das bestätigt auch die Sinus-Studie von 2018. Warum also nicht einfach mal wieder das Handy umgedreht auf den Tisch legen oder in der Tasche lassen. Es muss nicht immer gleich ein Social Detox sein – diese kleinen Signale können auch schon viel bewirken.