Mit EU Voice und EU Video gehen zwei neue soziale Netzwerke an den Start. Für die kostenlosen EU-Plattformen ist der europäische Datenschutzbeauftragte verantwortlich und verspricht Werbefreiheit, Quelloffenheit und Datenschutzkonformität.
Einsatz von Open-Source
Über die EU-Plattformen haben die EU-Organe, -Einrichtungen, -Ämter und -Agenturen zu Beginn die Möglichkeit zur Interaktion mit der Öffentlichkeit. Dafür sind Veröffentlichung kurzer Texte, Bilder, Podcasts und Videos vorgesehen sowie eine Funktion des Kommentierens.
Fundiert sind die EU-Plattformen auf bestehenden Netzwerken und dabei dezentralisiert, kostenlos und quelloffen. EU Voice basiert auf dem Twitter-Ersatz Mastodon, ein Open-Source-Projekt, welches seit sechs Jahren besteht und immer populärer wird. Gesetzt wird hierbei auf Activitypub, ein offenes, dezentrales Protokoll für soziale Netzwerke. Statt auf einer zentralen Plattform, wie es bei Twitter der Fall ist, besteht das Netzwerk aus verschiedenen Servern, die miteinander interagieren. Diese können von Privatpersonen, Vereinen und Institutionen betrieben werden.
EU Video ist auf Basis von Peertube aufgebaut. Dabei handelt es sich um eine dezentralisierte und freie Software für Video-Plattformen. Verwendet wird dabei die Peer-to-Peer-Technologie, also eine Rechner-Rechner-Verbindungen, sodass beim Videoschauen die individuelle Server-Belastung reduziert wird.
Europäische Unabhängigkeit in der digitalen Welt
Der Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre werden auf den EU-Plattformen priorisiert. So findet keine Übermittlung von personenbezogenen Daten in nicht-europäische Länder statt. Ziel der Entwicklung von EU Video und EU Voice ist die Förderung der europäischen Unabhängigkeit in der digitalen Welt, wobei der Open-Source-Strategie der EU-Kommission entsprochen wird. Die dritte Softwarestrategie 2020 – 2030 sieht vor, einen internen Wandel in der öffentlichen Verwaltung zu vollziehen und ein aktivierendes Mitglied der Community zu werden. Mit einer quelloffenen Software in einer zentralen Datenbank erleichtert die Kommission den Zugang und die Weiterverwendung. Profitieren können schließlich Unternehmen, Innovatoren und Bereiche von öffentlichem Interesse.
EU-Plattformen in der Pilotphase
Derzeit testen nur beteiligte EU-Institutionen die EU-Plattformen. Alle anderen Nutzer:innen haben jedoch die Möglichkeit die Inhalte zu kommentieren und zu teilen. Nach einer ausstehenden Beurteilung sollen dann EU Voice und EU Video weiterentwickelt und neue Nutzer:innen dazugewonnen werden. Auf die dominierenden Dienstleister können EU-Institutionen noch nicht verzichten. Deshalb werden zum Beispiel Erklärvideos sowohl auf EU Video als auch auf YouTube hochgeladen. Veröffentlicht werden auch dieselben Postings der EU-Institutionen zurzeit auf EU Voice und bei Twitter.
Momentan befinden sich die Dienste der EU-Plattformen noch in der Pilotphase und sind daher wenig bespielt und für Nutzer:innen weniger attraktiv. Dennoch ist der Ansatz eines dezentralen Social-Media-Netzwerks eine gute Alternative zu den dominierenden US-Diensten wie Twitter und YouTube. Insgesamt gesehen, soll ein Beitrag zur technologischen Souveränität geleistet und die Nutzung von datenschutzkonformen Social-Media-Plattformen verstärkt werden.